11 weg und bleiben bei den Ereignissen die das Leben unserer Figuren beeinflussen Außerdem sind wir oft im Kopf un serer Figuren Wenn diese etwas erzählen sich an Dinge erinnern oder etwas träumen dann sehen wir deren Bilder im Kopf Diese Bilder im Kopf sind das Archivmaterial Das haben wir in 14 bereits eingeführt und führen das bei 18 noch konsequenter fort Und auf der visuellen und auditiven Ebene Auf der visuellen Ebene haben wir ganz klare Regeln die ein bisschen anders funktionieren als bei normaler Fiktion In den fiktionalen Szenen verfolgen wir mit der Hauptfigur das Geschehen haben immer deren Perspektive Was die Fi gur nicht wahrnimmt findet auch nicht statt Dabei arbeiten wir ohne Totale das heißt ohne die Situation im Ganzen zu erfassen Wir nehmen somit nicht den Blick von außen ein denn die Person kennt den Blick von außen ja nicht Das ist eine visuelle Idee die wir ebenfalls bei 14 entwickelt haben und bei 18 beibehalten Einordnungen in den historischen oder geografischen Kontext nehmen wir nur über das Ar chivmaterial vor Auf der Tonebene arbeiten wir mit den ver schiedenen Sprachen Wir haben Schauspieler aus allen acht Nationen engagiert die jeweils in ihrer Sprache sprechen Mit ihnen schärfen wir natürlich die Authentizität Es ist also kei ne Interpretation von uns mit deutschen Schauspielern die alles spielen sondern es ist eine Mischung aus allen Nationen Da entsteht eine andere Energie und das ist ein ungeheurer Reichtum für unser Projekt Wie schafft man es mit einem hohen Anspruch an historische Wahrheit gleichzeitig ein persönliches Drama zu erzählen Die Emotionen sind das was in den Selbstzeugnissen aller Art Briefen Tagebucheinträgen Memoiren enthalten ist Man baut für jede Episode einen Hintergrund aus den histori schen Fakten die unsere Figuren ganz unmittelbar betreffen Diese Fakten bilden das Hintergrundrauschen und vor diesen Fakten handeln die Figuren allerdings auch völlig unabhän gig davon Sie werden jedoch von den historischen Ereignis sen beeinflusst auch wenn sie das nicht wollen oder sich gar nicht darum kümmern Stellen die historischen Fakten eine Einschränkung dar Die historischen Fakten müssen schon stimmen das ist wie ein dreidimensionales Schach Ich empfinde es dennoch nicht als Einschränkung denn dadurch bekommt man auch ein gewisses Korsett der Wahrheit oder der Realität und es kann nicht ins Vage abdriften Das ist wie bei der Musik von Bach Die ist mathematisch sehr streng strukturiert aber die Emotionalität ist trotzdem da Es gibt einen gewissen Takt der Geschichte und in ihrer Folge nimmt die Entwicklung der Menschen ihren Lauf Welche Ansatzpunkte gab es für die Weiterentwicklung von 14 Ursprünglich war die Serie nicht als Fortsetzung konzi piert Das Konzept der transnationalen multiperspektivischen Erzählung als dokumentarische Dramaserie bei 14 war da mals wirklich neu und der internationale Erfolg hat uns ange spornt weiterzumachen Wir hatten uns ein Instrumentarium geschaffen das wir weiter verfeinern und erweitern wollten Inhaltlich wollte ich bei 18 weitergehen und noch konse quenter aus der subjektiven Sicht der Protagonisten erzählen Das bedeutet den vollständigen Verzicht auf einen objektiven Erzähler da dieser immer der Blick von heute bedeutet Jetzt wird der Zuschauer komplett hineingeworfen und muss sich selbst einen Weg durch das Labyrinth der Geschichte bahnen Wenn man nun in einer weiteren Staffel den nächsten Schritt gehen würde und die Jahre von 1941 bis 1949 erzäh len wäre das für mich der Weg aus Europa heraus also die weiße Perspektive zu verlassen afrikanische und asiatische Sichtweisen einzubauen und diese auch ernst zu nehmen Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung von 18 Wir haben bei 18 einen größeren Zeitraum über 21 Jah re erzählt während es bei 14 nur vier Jahre waren Eine gro ße Herausforderung war dabei die unterschiedlichen Welten zu vereinen denn Moskau 1924 Berlin 1924 und London 1924 waren völlig verschieden Da gibt es kein gemeinsames Hintergrundrauschen Die Hauptfrage war für uns daher wie sich verschiedene Ideologien wie Sozialismus Kommu nismus Nationalismus und Nationalsozialismus entwickeln konnten Am Ende des Ersten Weltkrieges schwören sich alle dass es so einen schrecklichen Krieg nie wieder geben dürfe Dennoch gehen dieselben Menschen wenige Jahre später in einen noch schlimmeren Krieg Wie konnte das passieren Diese Ausgangsfrage ist natürlich viel komplexer als bei 14 Der Leipziger Autor und Regisseur Jan Peter 1968 schrieb produzierte und realisierte eine Vielzahl von international ausgestrahlten und preisgekrönten Dokumentationen Spielfilmen und Doku Fiction Formaten 1989 gründete und leitete er in Leipzig die erste unabhängige Wochenzeitung der DDR Die Andere Zeitung Von 1993 bis 2011 war er Mitgesellschafter der Leipziger Pro duktionsfirma LE Vision In seinen filmischen Arbeiten bewegt er sich zwischen den Genres Dokumentation Spielfilm und Animation und entwickelte bereits mit Projekten wie Meine Kindheit Doku Animation und Friedrich Ein deutscher König dokumentarischer Spielfilm eine eigene hybride Formsprache Mit 14 Tagebücher des Ersten Weltkriegs etablierte er das von ihm geschaffene Format der dokumentarischen Dramaserie Anhand von Tagebüchern und Briefen von Zeitzeugen wird in 8 x 52 Minuten die Geschichte des Ersten Weltkrieges aus der Perspektive derer erzählt die ihn erlebten 14 ist eine deutsch französische Koproduktion von LOOKS Film TV Produktionen und Les Films d Ici wurde auf Arte in der ARD sowie in mehr als 40 Ländern ausgestrahlt und erhielt zahlrei che Preise Die zweite Staffel 18 Krieg der Träume schildert die dramatische Zeit von 1918 bis 1939 und befindet sich derzeit in Postproduktion Die Ausstrah lung ist im Herbst 2018 zunächst auf Arte sowie in der ARD geplant
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