In der JVA Brandenburg nehmen Kolbe und er an ei nem Therapieprogramm für Gewalt und Sexualstraftäter teil Zehn Wochen lang verbringen sie jeden Freitag in einer Gruppe mit Mördern Vergewaltigern und Kinderschändern Einer davon ist Stefan S Er fiel uns in dieser Gruppe auf weil er sehr ruhig sehr höflich und richtiggehend schüchtern wirkte Doch ein JVA Beamter meinte der Eindruck würde täuschen Er wäre ein eiskalter Frauenmörder ein Sexual straftäter Dieser Widerspruch hat uns fasziniert Also wird kein Therapeut sondern Stefan S zum Prota gonisten ihres Films 2003 tötet er in Bayern eine 20 jährige Arbeitskollegin und vergräbt ihre Leiche in einem Waldstück Die junge Frau gilt fast ein halbes Jahr als vermisst der Fall schafft es in die ZDF Reihe Aktenzeichen XY ungelöst Doch dann kommt ihm die Polizei auf die Schliche Stefan S wandert für 16 Jahre ins Gefängnis Die letzten vier Jahre davon begleiten ihn die Filmemacher um sich ein Bild von der Tat und von ihm als Mensch zu machen in seiner Zel le bei Therapiesitzungen bei der Verlegung in den offenen Vollzug und ersten Freigängen Schon früh sagt Stefan S dass er im Film nicht gezeigt werden möchte um seine Identität zu schützen auch im Hinblick auf seine baldige Entlassung Darum entscheiden sich Kolbe und Wright für zwei grund verschiedene inszenatorische Ansätze Es gibt im Film kurze Momente mit ihm selbst in denen er aber nicht zu erkennen ist Da ist er entweder von hinten im Detail oder unscharf zu sehen zudem haben wir seine Stimme verfremdet Zum anderen haben wir zahlreiche Szenen die beim Dreh ent standen sind gegen Ende der Produktion mit Puppen nach gestellt Geführt und gesprochen werden sie von Nadia Ihjeij und Josephine Hock die damals Zeitgenössische Puppenspiel kunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin studieren Mit beiden Frauen reden die Filmemacher über ihren Eindruck von Stefan S ebenso mit einem Chef therapeuten der JVA Ein weiteres gestalterisches Element sind Stadtbilder und Landschaftsaufnahmen auf deren Ton ebene Kolbe und Wright aus dem Off über ihre Erlebnisse mit Stefan S berichten Schließlich suchen die beiden auch die Schauplätze des Verbrechens auf Am Ende bleibt ein Gefühl des Unbehagens Obwohl wir so viel Zeit mit ihm verbracht und darüber hinaus Gerichtsakten und psychologische Gut achten über ihn gelesen haben können wir nicht wirklich wissen was in seinem Kopf vorgeht und wie es jetzt nach seiner Entlassung mit ihm weitergeht Wir erfahren im Film zwei unterschiedliche Versionen der Tat die im Urteilstext und Stefans Version Dass man bei einem solchen Verbrechen nie hundertprozentig genau sagen kann warum es dazu kam ist ein wichtiges Thema Laut Wright hat es dem Film auch seinen Namen gegeben Eine der beiden Puppenspielerinnen meinte zu uns dass alles was wir tun im Grunde anmaßend ist Weil es ein Dokumentarfilm ist tendieren die Zuschau er dazu das auf der Leinwand oder im Fernsehen Gezeigte als Wahrheit anzusehen Dabei seien bereits unsere Szenen mit den Puppen nur eine Interpretation Das Gleiche gilt für einen Gerichtsprozess oder die Arbeit von Psychologen und Therapeuten Wir alle stoßen in unserem Tun zwangsläufig an Grenzen FACTS Buch Regie Stefan Kolbe Chris Wright Produktion Ma ja de Filmproduktion in Koprodukti on mit ZDF 3sat Förderung MDM Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Creative Europe MEDIA
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