8Thema Wie ist Lara in Ihr Leben getreten Ich habe den Autor Blaz Kutin über Franz Rodenkirchen ei nen befreundeten Dramaturgen kennengelernt der auch viel im Ausland arbeitet Blaz kommt eigentlich aus Ljubljana wohnte aber damals schon in Berlin Wir haben uns gleich gut verstanden und fingen an zusammen an einer Idee zu ar beiten Dabei erwähnte er immer wieder auch ein Drehbuch das er vor über zehn Jahren geschrieben hatte Er hatte dafür mehrere Preise gewonnen aber es war seltsamerweise unver filmt geblieben Irgendwann war ich so neugierig dass ich das Buch lesen wollte Und es geschah etwas was mir bei Dreh büchern wirklich nicht oft passiert Ich war richtig ergriffen von dem Stoff und bereit alles stehen und liegen zu lassen um ihn zu meinem nächsten Film zu machen Das Buch spielte da noch in Ljubljana und war auf Englisch Doch ich war über zeugt dass es sich um eine zeitlose universelle Geschichte handelt die man genauso gut auch in Deutschland ansiedeln kann Was hat Sie konkret an dem Stoff begeistert Das musste ich auch erst untersuchen Mir war nicht gleich klar wo ich bei mir Anknüpfungspunkte zu Lara sehe Sie ist eine Frau deutlich älter als ich außerdem hatte ich zu dieser Zeit noch kein Kind Aber eine tolle Sache am Kino ist ja dass man sich in anderen Figuren wiederentdecken kann selbst wenn sie einem auf den ersten Blick fremd sind Bei Lara habe ich dann doch viele Aspekte entdeckt die mit meinem Cha rakter oder meiner Sicht aufs Leben zu tun haben Ich mag leidenschaftliche Menschen die richtig für etwas entflam men können Lara ist so jemand Dazu kamen Themen wie die Angst vor einem falsch gelebten Leben die Angst nicht zu genügen das Zerbrechen an den eigenen Ansprüchen Sie wurden also auch von solchen Selbstzweifeln geplagt Während meines Filmstudiums hätte ich fast das Handtuch geworfen Der Anspruch an einen Debütfilm türmte sich im mer höher vor mir auf Ich empfand so viel Liebe aber auch so eine große Ehrfurcht vor dem Kino dass ich gedacht habe wenn ich das an die Wand fahre dann bleibt das für immer eine schlechte Erfahrung Der Besuch einer Filmhochschule ist eine sehr fragile Zeit in der man sich noch ausprobiert Nicht alle Professoren und Dozenten waren überzeugt dass ich das kann was ich mir vorgenommen habe Wenn jemand durchblicken lässt dass es vielleicht besser wäre wenn du einen anderen Job anstrebst kann einen das aus der Kurve tragen Und dann noch die anderen Kommilitonen Es ist ein einziges Haifischbecken aus Egos und Ängsten Also habe ich irgendwann große Zweifel bekommen mich dann aber eines Besseren besonnen weil ich gedacht habe Zu scheitern ist nicht so schlimm wie es nie versucht zu haben So entstand dann mehr oder weniger das Drehbuch zu Oh Boy Heute bin ich glücklich dass ich drangeblieben bin und nicht wie Lara einen ganz anderen Weg eingeschlagen habe Sie hat ih ren Traum von der Musik nie ausgelebt und ist ihm dann auf anderem Wege hinterhergerannt nämlich durch ihren Sohn Lara ist eigentlich ein Scheusal mit ihrer manipulativen Energie ihrer mütterlichen Tyrannei und ihrem distan ziert unterkühlten Auftreten Gleichzeitig ist sie einem nicht gänzlich unsympathisch Dass dieser Spagat gelingt ist auch der wunderbaren Corinna Harfouch zu verdanken Haben Sie sie schon früh für die Rolle ins Auge gefasst Ich hatte vor ein paar Jahren eine regelrechte Corinna Har fouch Erleuchtung als ich sie am Deutschen Theater in Berlin Zur Essenz der Geschichte vordringen Lara Regisseur Jan Ole Gerster im Interview Zu den Highlights bei der diesjährigen Filmkunstmesse zählt Jan Ole Gersters Tragikomödie Lara die der Regisseur am 19 September persönlich in den Passage Kinos vorstellt Der Film der bereits zahlreiche Preise in Karlovy Vary und München gewann ist zudem in der Kategorie Bester Spielfilm National für den Gilde Filmpreis nominiert
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie
hier um zur Online-Version zu gelangen.